Zurück 05 Sep 2023 · 6 min lesezeit
von Felicitas Eva Lindner

Kennst du das: Plötzlich fängt es in deinem Bauch an zu grummeln, wenn du aufgeregt bist?

Oder vielleicht bist du anfälliger für Kopfschmerzen, wenn du gerade viel Stress hast?

Die Psyche und der Körper sind eng miteinander verbunden. Dein mentaler Zustand kann sich auf dein körperliches Befinden auswirken, genauso kann dieser Prozess aber auch umgekehrt stattfinden.

Psychosomatisch: Was heißt das eigentlich?

Psychosomatische Beschwerden sind gesundheitliche Beschwerden, die aus einer wechselseitigen Beeinflussung zwischen Körper und Psyche entstehen. Man spricht dann von psychosomatischen Schmerzen, wenn eine psychisch belastende Situation eine Körperreaktion hervorruft oder dazu führt, dass diese verstärkt oder intensiver wahrgenommen wird.

Die Belastungen können zum Beispiel aufgrund von privaten Herausforderungen oder auch Konflikten im Job auftreten. Es kommt vor, dass medizinisches Fachpersonal keine organische Ursache für Schmerzen festmachen kann, oftmals zum Beispiel bei chronischen Schmerzen.

Aktuelle Forschung legt nahe, dass Psyche und Körper bei jeder Erkrankung einen Einfluss aufeinander haben.

Die psychische Verfassung kann beeinflussen, ob eine Erkrankung überhaupt ausbricht, wie sie verläuft und welche Symptome auftreten.

Umgekehrt können sich körperliche Beschwerden aber auch auf die Psyche auswirken. Vor allem Erkrankungen, die eine langfristige oder dauerhafte Belastung darstellen, können den mentalen Zustand verändern.

Aufgrund dieser Erkenntnisse geht es in der psychosomatischen Medizin auch darum, Krankheiten, ihren Symptomen und Auslösern vorzubeugen, sie rechtzeitig zu erkennen sowie effektiv behandeln zu können.

Wie entstehen psychosomatische Schmerzen?

Kann man sich Schmerzen einbilden?

Psychosomatische Schmerzen sind tatsächlich vorhandene Schmerzen. Es handelt sich nicht um eingebildete Schmerzen.

Psychische Schmerzen sind genauso real wie Schmerzen, für die eine organische medizinische Ursache ausgemacht werden kann. Dementsprechend ist es wichtig, sie ernst zu nehmen und zu behandeln. Da die Ursache aber oft nicht-organischer Natur sein kann, gestaltet sich die Behandlung der Symptome schwieriger.

Vor allem bei einigen psychischen Erkrankungen wie bei Angststörungen oder Depression, aber auch bei Traumata kann es sein, dass Betroffene Schmerz intensiver empfinden.

Unterschiedliche Faktoren wirken bei der Entstehung von Schmerzen zusammen.

  • Individuelle Faktoren: Deine Persönlichkeit, deine aktuelle Gefühlslage, aber auch die Erwartungshaltung gegenüber Schmerz können die tatsächlich wahrgenommenen Schmerzen beeinflussen. 
  • Psychischer, sozialer und allgemeiner gesundheitlicher Zustand: Dein bisheriges Leben und damit verbundene Ereignisse können sich ebenfalls auf dein Schmerzempfinden auswirken. So können zum Beispiel in der Kindheit erlebte Traumata deine Empfindlichkeit für Schmerz erhöhen. 
  • Gesellschaftliche und kulturelle Aspekte: Auch die Schmerzwahrnehmung von anderen bzw. deren Beobachtung können dein eigenes Verhalten bei Schmerz beeinflussen.

Insbesondere Stress gehört zu den häufigsten Auslösern von psychosomatischen Schmerzen. Stress hat nämlich Auswirkungen auf unser vegetatives Nervensystem. Oftmals sind entsprechende Reaktionen dann Magen- und Darmbeschwerden, eine flache Atmung und damit verbunden auch ein schnellerer Herzschlag.

Es passiert leicht, dass die Symptome sich verschlimmern. Das liegt an der somato-sensorischen Verstärkung: Das bedeutet, je stärker Betroffene ihre Aufmerksamkeit auf den Schmerz richten, desto präsenter wird er und desto stärker wird er wahrgenommen.

Egal ob es sich um eine organische oder eine psychische Ursache handelt: Schmerz ist immer ein Warnsignal des Körpers und deutet darauf hin, dass etwas nicht in Ordnung ist. In vielen Fällen handelt es sich bei psychosomatischen Schmerzen etwa um Stress, psychische Erkrankungen oder anderweitige sich auf die Psyche auswirkende Situationen. Auch bei einer psychischen Erkrankung wie einer Depression können psychosomatische Schmerzen auftreten. 

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Psychische Schmerzen: Symptome

Es gibt unterschiedliche Körperregionen, in denen psychosomatische Schmerzen vorkommen können, die Symptome können ganz unterschiedlich sein. Insbesondere Muskelschmerzen durch psychischen Stress gehören zu gängigen psychosomatischen Symptomen. Häufig sind:

  • muskuläre Schmerzen, oft entlang der Wirbelsäule oder im Nacken- und Kopfbereich
  • Kopfschmerzen
  • Gelenkschmerzen
  • Bauchschmerzen sowie Verdauungsbeschwerden
  • Erschöpfung und Müdigkeit
  • Kreislaufstörungen und Schwindel

Auch ganz unspezifische Schmerzen wie Brennen im Körper, psychosomatische Schmerzen in den Beinen oder Schmerzen am ganzen Körper können vorkommen. Zum Beispiel bei der Fibromyalgie ist der ganze Körper betroffen. Viele dieser Symptome, vor allem die Schmerzen, können chronisch werden, was den Leidensweg Betroffener noch schlimmer macht. Sie machen den Alltag deutlich schwerer und führen oft dazu, dass Betroffene eine dahinterstehende Krankheit befürchten. So entstehen erneut Spannung und Stress, die die Symptome mitunter wieder intensivieren können. Chronische Schmerzen durch Psyche und psychische Belastungen sind also nicht selten. Da Betroffene in Reaktion auf Schmerzen depressive Verstimmungen oder Ängste entwickeln können, werden  psychische Folgeerkrankungen durch diese  wahrscheinlicher. 

Manchmal sind die Symptome aber auch nur vorübergehend. Wenn sie im Zusammenhang mit einer intensiven oder spannungsgeladenen Situation aufgetreten sind, verschwinden sie meist wieder, wenn die Situation vorbei ist.

Was kannst du gegen psychosomatische Schmerzen tun?

Psychisch bedingte chronische Schmerzen werden unterschätzt. Für viele Betroffene ist es schon eine Erleichterung, wenn die psychosomatischen Symptome auch als solche diagnostiziert wurden. Der Stress und die Gedanken um eine mögliche körperliche Krankheit fallen so bereits weg und Betroffene können annehmen, dass ihre Beschwerden zwar keine körperliche, aber eine psychische Ursache haben. Ob Schmerzen psychosomatisch sind oder nicht, lässt sich am besten durch eine ärztliche Anamnese abklären. Um psychosomatischen Schmerzen vorzubeugen oder sie zu behandeln, haben wir folgende Tipps für dich zusammengefasst:

  • Körperliche Aktivität und Bewegung: Körperliche Aktivität wirkt stimmungsaufhellend und kann insbesondere muskulären Schmerzen, die durch viel Sitzen oder Stress ausgelöst werden, entgegenwirken. Es werden Glücks-Hormone ausgeschüttet und zudem lenkt die körperliche Aktivität von den Beschwerden ab. Doch auch Überaktivität kann Schmerzen auslösen.
  • Soziale Aktivität: Viele Betroffene isolieren sich aufgrund ihrer Beschwerden und reduzieren ihre sozialen Kontakte. Doch genau die können sehr heilend wirken, ermöglichen Austausch und können Stress reduzieren. Auch hier gilt: Zu viele Aktivitäten können auch in der Freizeit Auslöser für Stress sein. Nimm dir ausreichend Zeit für dich.
  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder progressive Muskelrelaxation können innerlich empfundenen Druck lindern und dabei helfen, den Kontakt zum eigenen Körper auf eine positive Art zu beeinflussen.
  • Psychotherapie: Wenn eine ernsthafte psychische Erkrankung wie eine Angststörung oder eine Depression hinter den Symptomen steckt, sollte eine Psychotherapie in Betracht gezogen werden. Wenn du dir nicht sicher bist, kann ein Beratungsgespräch bei deinem ärztlichen oder psychotherapeutischen Fachpersonal dir Aufschluss über die für dich richtige Therapie geben. Hier kannst du lernen, einen besseren Umgang mit unangenehmen Gefühlen zu finden, Stress zu reduzieren und du kannst lernen, deine eigenen Ressourcen effektiver zu nutzen.
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Für Behandelnde ist es wichtig, die Beschwerden Betroffener ernst zu nehmen. Aufgrund der fehlenden organischen Ursache sind Betroffene oft entmutigt, hilflos und demotiviert, da ihnen oft nicht angemessen geholfen werden kann. Vor allem Ermutigung zur Bewegung sowie zur Reduktion von Stress spielen hier eine wichtige Rolle.

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Ein Artikel von

Felicitas Eva Lindner Redakteurin · Journalismus M.A. | Psychologie B.Sc. | Psychologie M.Sc.

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Quellenangaben

  1. Bach, M., & Simhandl, C. (2020). Chronischer Schmerz - eine psychosomatische Sichtweise. Manuelle Medizin, 58 (1), 27-33. ISO 690
  2. Egle, U. T., & Zentgraf, B. (2020). Psychosomatische Schmerztherapie: Grundlagen, Diagnostik, Therapie und Begutachtung. Kohlhammer Verlag.
  3. Haffke, Annika (2021). Psychosomatische Schmerzen: verstehen und behandeln. Online verfügbar unter https://hellobetter.de/blog/psychosomatische-schmerzen/ [15.11.22].
  4. Liebscher-Bracht, Roland (2022). Psychosomatische Schmerzen: Was steckt dahinter? Online verfügbar unter https://www.liebscher-bracht.com/schmerzlexikon/tipps/psychosomatische-schmerzen/ [15.11.22].
  5. Zentrum für psychische Gesundheit (o.J.) Psychosomatische Schmerzerkrankungen. Online verfügbar unter https://www.psychische-gesundheit-donaueschingen.de/krankheitsbilder-therapien/akutpsychosomatische-schwerpunkte/psychosomatische-schmerzerkrankungen/#schmerzen-ohne-koerperliche-ursache [15.11.22].

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