Zurück 29 Dec 2021 · 6 min lesezeit
von Katrin Bermbach

Die Binge-Eating-Störung belastet Betroffene oft stark. Viele warten lange auf einen Therapieplatz. Um die Wartezeit zu überbrücken, kannst du auch bei Binge-Eating die Essstörung selbst behandeln. Diese Selbsthilfe-Angebote gibt es.

Wenn die Essanfälle den Alltag beeinträchtigen, sehnst du dich nach schneller Hilfe. Leider lässt die oft auf sich warten. Denn bis du einen Therapieplatz hast, können Wochen oder sogar Monate vergehen. Doch du musst nicht tatenlos zusehen und warten, sondern kannst selbst aktiv werden, um deine Essstörung zu bekämpfen. Verschiedene Programme und Selbsthilfe-Angebote unterstützen dich dabei.

JETZT NEU: Selfapy bei Bulimie und Binge-Eating-Störung

Pünktlich zum Jahresbeginn sind jetzt zwei neue Kurse von Selfapy vom Bundesministerium für Arzneimittel vorläufig in das DiGA- Verzeichnis aufgenommen worden. Selfapy gibt es nun auch auf Rezept bei Bulimie und der Binge-Eating-Störung. Mehr über Essstörungen kannst du hier erfahren.

Selfapy bietet bereits Online-Kurse auf Rezept (digitale Gesundheitsanwendung/ DiGA) bei Depression und generalisierter Angststörung an. Nun kommen zwei weitere Kurse für Bulimie und die Binge-Eating-Störung dazu. Die Wirksamkeit der Kurse ist durch klinische Studien wissenschaftlich bestätigt. Selfapy ist somit ein zertifiziertes Medizinprodukt. Bei der Verschreibung des Kurses werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Essstörung Binge-Eating: Selbsthilfe-Programme für zu Hause

Eine Möglichkeit, selbst gegen die Essanfälle aktiv zu werden, ist es, Selbsthilfe-Programme zu nutzen. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Programmen, die zu der Binge-Eating-Störung informieren, Arbeitsmaterialien mit Anleitungen und Übungen geben und dir helfen, durch Gedanken- und Stimmungstagebücher sowie Essprotokolle die Krankheit zu managen. Die meisten dieser Selbsthilfe-Programme arbeiten mit Methoden der Kognitiven Verhaltenstherapie, die auch in der regulären, therapeutisch angeleiteten Binge-Eating-Therapie zum Einsatz kommt.

Es gibt Programme, die du alleine bearbeitest. Andere werden therapeutisch begleitet. Das bedeutet, dass Therapeut*innen dich persönlich, telefonisch oder über das Internet unterstützen und anleiten. Diese Selbsthilfe-Programme können eine Therapie bei Essstörungen wie Binge-Eating allerdings nicht ersetzen. Sie sind dafür gemacht, die Binge-Eating-Behandlung zu ergänzen. Der große Vorteil ist dabei, dass sie relativ leicht und schnell zugänglich sind. Sie kommen daher oft zum Einsatz, um die Wartezeit zu überbrücken, bis du einen Therapieplatz gefunden hast. Auch wenn in deiner Wohnortnähe keine Psychotherapeut*innen sind, die sich auf die Binge-Eating-Therapie spezialisiert haben, sind Selbsthilfe-Online-Programme sinnvoll.

Binge-Eating-Selbsthilfe – darauf solltest du bei der Auswahl eines Online-Programms achten:

  • Als erstes gilt: Hochwertige Online-Programme zielen auf Nutzer*innen ab, bei denen bereits eine Diagnose gestellt wurde – der erste Schritt ist also der zu deinem Arzt oder deiner Ärztin.
  • Vergleiche verschiedene Angebote und informiere dich über die Kosten.
  • Achte darauf, ein Programm auszuwählen, dessen Nutzen möglichst wissenschaftlich untersucht ist oder das auf wissenschaftlich fundierten Methoden basiert.
  • Empfehlenswert sind Programme, die in Verbindung mit einer Universität oder einer Beratungsstelle stehen.
  • Informiere dich über den Anbieter eines bestimmten Online-Selbsthilfe-Programms.
  • Falls du unsicher bist, frag bei einer offiziellen Beratungsstelle nach, die sich auf Essstörungen wie Binge-Eating spezialisiert hat.

Binge-Eating-Selbsthilfe: Was bringen Apps?

Neben Online-Programmen gibt es mittlerweile auch eine Reihe an Smartphone-Apps auf dem Markt. Sie ermöglichen es zum Beispiel Essensprotokolle zu führen, Details wie das Essverhalten, Hunger und Sättigung zu dokumentieren oder Gedanken und Gefühle zu notieren, die du den Tag über in bestimmten Situationen erlebst. Manche geben auch konkrete Tipps, wie du mit Stress besser umgehen kannst. Viele dieser Apps eignen sich gut zur Unterstützung der Therapie oder der anschließenden Nachbehandlung.

Es gibt auch Apps, die sich an Angehörige von Binge-Eating-Patient*innen wenden. Sie können sie dafür nutzen, um den Alltag der Patient*innen zu dokumentieren und diesen Eindruck den Behandler*innen mitzuteilen.Bei der Auswahl von Apps zur Selbsthilfe bei Essstörungen gilt es ebenfalls genau hinzuschauen, von wem diese Angebote stammen, welche fachliche Qualifikation dahintersteckt und welche Ziele die einzelnen Apps verfolgen.

Hilfe bei Bulimie

Während beim Binge-Eating die Betroffenen „nur“ von Essattacken geplagt werden, müssen sich Menschen mit der Essstörung Bulimie im Anschluss übergeben oder tun dies mit Absicht. Auch bei dieser Essstörung ist schnelle Hilfe angezeigt.

Esssucht: Selbsthilfegruppe finden

Essstörung alleine bekämpfen? Das muss nicht sein. Selbsthilfegruppen funktionieren nach dem Motto „Gemeinsam stark sein“. In Selbsthilfegruppen tauschen sich Betroffene mit Gleichgesinnten aus. Sie erzählen von ihren Erfahrungen mit Essstörungen wie der Binge-Eating-Disorder, geben einander Tipps zur Therapie und motivieren sich gegenseitig, das eigene Verhalten in kritischen Situationen zu ändern, in diesem Fall: den Essanfällen zu widerstehen. Selbsthilfegruppen bieten eine wichtige Stütze für die Betroffenen und deren Angehörige, für die es selbst auch Selbsthilfegruppen gibt.

Einige Essstörungs-Selbsthilfegruppen finden online statt, bei anderen treffen sich die Teilnehmer*innen regelmäßig persönlich. Es gibt Gruppen, die von einer Therapeutin oder einem Therapeuten geleitet werden – dies ist auf jeden Fall zu empfehlen. Das gilt ebenso für Gruppen, die an eine Beratungsstelle oder Fachklinik angeschlossen sind.

Grundsätzlich solltest du aber beachten, dass Selbsthilfe-Gruppen keinen Ersatz für eine professionelle Therapie bieten. Aber sie sind eine gute Unterstützung vor, während oder nach einer Binge-Eating-Therapie.

Hier findest du eine Liste mit Esssucht-Selbsthilfegruppen in der Nähe deines Wohnorts:

Berlin:
Dick & Dünn ist ein Beratungszentrum für Essstörung. Der Verein bietet auch angeleitete Selbsthilfegruppen.
https://www.dick-und-duenn-berlin.de/ 

Frankfurt/Main:
Frankfurter Zentrum für Essstörungen ist eine Anlaufstelle für Menschen mit Binge-Eating-Störung.
https://essstoerungen-frankfurt.de/ 

Hamburg
Im Fachzentrum für Essstörungen in Hamburg „Waage e.V.“ gibt es Informationen und Gesprächsgruppen für Menschen mit Essstörungen wie der Binge-Eating-Störung.
https://www.waage-hh.de/

Köln:
Die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Köln bietet einen Überblick über Selbsthilfegruppen zum Thema Binge-Eating und zu anderen Essstörungen.
https://www.psychiatrie-koeln.de/sucht/selbH/esst.html 

München:
Cinderella e.V. biete eine Reihe von geleiteten Selbsthilfegruppen an.
https://cinderella-beratung.de/angebote/betroffene/gruppen 

Stuttgart:
ABAS ist in Stuttgart eine Anlaufstelle für Binge-Eating-Patientinnen und -Patienten. Hier gibt es neben offenen Sprechstunden auch Gruppenangebote für Betroffene und auch für Angehörige:
https://www.abas-stuttgart.de/ 

Hier findest du außerdem Online-Selbsthilfegruppen zu Essstörungen und Binge-Eating. 

Binge-Eating-Selbsthilfe: Beratungsstellen finden

Zusätzlich zu den Selbsthilfegruppen gibt viele Beratungsstellen in Deutschland. In der Datenbank der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Bundesfachverband Essstörungen kannst du nach professionellen und spezialisierten Beratungsstellen in deiner Nähe suchen.

Binge-Eating Selbsthilfe Forum: diskret austauschen

Vielleicht gehörst du zu den Menschen, die lieber in der Anonymität des Internets versinken, um sich zum Thema Binge-Eating und Essstörungen auszutauschen. Vielen Menschen geht es so. Sie finden die Möglichkeit, in einem Selbsthilfe-Forum zu chatten. Das kannst du zum Beispiel hier tun.

Binge-Eating: Buch-Tipps zum Einlesen

Die Grundlage für Selbsthilfe im Kampf gegen die Esssucht sind solide Informationen, auf die du dich verlassen kannst. Es gibt eine Reihe von Büchern und Ratgebern, die nicht nur die Krankheit „Binge-Eating“ erklären, sondern auch Wege raus aus der Esssucht aufzeigen. Hier kannst du einmal reinschnuppern:

  • Susie Orbach: „Anti-Diätbuch. Über die Psychologie der Dickleibigkeit, die Ursachen von Eßsucht“, Verlag Frauenoffensive, ISBN: 978-3881040525
  • Susie Orbach: „Antidiätbuch 2. Eine praktische Anleitung zur Überwindung von Eßsucht“, Verlag Frauenoffensive, ISBN: 978-3881041379
  • Simone Munsch: „Binge Eating. Kognitive Verhaltenstherapie bei Essanfällen“, Beltz Verlag, ISBN: 978-3621275316
  • Maja Langsdorff: „Die heimliche Sucht, unheimlich zu essen“, Fischer Taschenbuch, ISBN: 978-3596188321
  • Christopher G. Fairburn: „Ess-Attacken stoppen  Ein Selbsthilfeprogramm“, Verlag Hans Huber, ISBN: 3-456-84125-6
  • Prof. Dr. G. Reich, C. Götz-Kühne, U. Killius: „Essstörungen – Magersucht – Bulimie – Binge Eating“, TRIAS, ISBN: 978-3830431183
  • Anke Nolte: „Essstörungen. Hilfe bei Anorexie, Bulimie und Binge-Eating“. Verlag Stiftung Warentest, ISBN: 978-3868511376

Ein Artikel von

Katrin Bermbach Gründerin und COO · Psychologin

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Quellenangaben

  1. ANAD: Essattacken mit Kontrollverlust (Binge-Eating-Störung)https://www.anad.de/essstoerungen/essattacken-mit-kontrollverlust-binge-eating-stoerung/ (eigesehen am: 13.12.2021)
  2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Essstörungen Selbsthilfehttps://www.bzga-essstoerungen.de/hilfe-finden/weitere-hilfestellungen/selbsthilfe/ (eigesehen am: 13.12.2021)

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