Zurück 21 Jun 2023 · 2 min lesezeit
von Hanna Eggebrecht

Die generalisierte Angststörung und die Depression treten häufig zusammen auf. Erfahre hier, wie Stress in die Entstehung mit hinein spielt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Eine Depression kommt selten allein

Wenn jemand zwei Erkrankungen gleichzeitig hat, spricht man in der Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie von komorbiden Symptomen oder Komorbidität. Ein Beispiel hierfür wäre das gleichzeitige Vorliegen einer generalisierten Angststörung und einer Depression.

Eine Studie ergab, dass 60,7% der an einer Depression erkrankten Menschen auch unter einer komorbiden Erkrankung litten. 24,1% waren sogar multimorbid, sie hatten also drei und mehr zusätzliche Erkrankungen. Depression und Angststörung stellen die häufigste Komorbidität dar. Andere häufige Erkrankungen neben einer Depression sind

  • substanzbezogene Störungen (Alkohol, Medikamente, Drogen)
  • Essstörungen
  • somatoforme Störungen
  • Persönlichkeitsstörungen sowie 
  • Zwangsstörungen. 

Bei Patient*innen, die eine Komorbidität haben, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass 

  • die Erkrankung chronisch wird
  • die Prognose eher ungünstig ausfällt und
  • das Suizidrisiko höher ist. 

Besonders häufig: Angststörung und Depression

Wenn Angst und Depression gemischt im Sinne einer Komorbidität auftreten, kann es schwierig sein, die einzelnen Erkrankungen voneinander abzugrenzen.

  1. Die generalisierte Angststörung kennzeichnet eine anhaltende Sorge und Angst vor einer Vielzahl von Themen, Ereignissen und Aktivitäten. Betroffenen fällt es schwer, diese Sorgen und Angst zu kontrollieren. Es können körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Muskelverspannungen und Reizbarkeit hinzukommen.
  2. Bei einer Depression haben Betroffene ein anhaltendes Gefühl von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und können kein Interesse oder Freude für Aktivitäten aufbringen. Auch bei der Depression können körperliche Symptome wie Appetit- und Schlafstörungen, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme hinzukommen.  

Depression und Angststörungen unterscheiden sich dennoch: Bei der generalisierten Angststörung überwiegt die Anspannung und eine übermäßige Sorge um diverse Dinge, allerdings sind die Betroffenen nicht hauptsächlich niedergeschlagen und antriebslos. 

Psychische und körperliche Symptome von Depression und Angststörung sind hier aufgelistet. Für die Depression gilt:  

  • mindestens 14 Tage lang andauernd 
  • Freudlosigkeit,
  • Interessenverlust,
  • gedrückte, depressive Stimmung, 
  • Antriebslosigkeit und gesteigerte Ermüdbarkeit
  • Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls
  • unangemessene Schuldgefühle oder unbegründete Selbstvorwürfe
  • Selbstzweifel
  • Schlafstörungen, 
  • Appetitstörungen, 
  • reduziertes Konzentrationsvermögen oder Unentschlossenheit
  • Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Suizid.

Für die generalisierte Angststörung gilt (laut ICD-11): 

  • mindestens mehrere Monate, mehr als einen Tag anhaltend
  • allgemeine Besorgnis (“frei schwebende Angst”)
  • übermäßige Besorgnis bei mehreren alltäglichen Ereignissen (Familie, Gesundheit, Finanzen, Schule/ Beruf)
  • Muskelverspannungen
  • motorische Unruhe
  • Nervosität
  • Konzentrationsschwierigkeiten 
  • Reizbarkeit
  • Schlafstörungen. 

Kann Stress Depressionen verursachen?

Nein, nur weil jemand gestresst ist, entwickelt er*sie nicht automatisch eine Depression. Allerdings ist dauerhafter Stress ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression. Symptome von Stress und Depression ähneln sich vielleicht auf den ersten Blick, da sie ein vergleichbares Konglomerat abgeben:

Es gibt noch andere mit Stress assoziierte Erkrankungen wie Burn-Out (“Erschöpfungsdepression”) neben der unipolaren Depression. Schwere körperliche Erkrankungen sind häufig auch mit psychischen Belastungen verbunden, weil sie bspw. einen Stressfaktor darstellen können. Diese Belastungen können zur Entwicklung einer Depression beitragen. Auch andersherum gilt, dass Betroffene einer Depression häufiger somatische Erkrankungen haben, zum Beispiel: 

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall, 
  • Krebs, 
  • Kopf- und Rückenschmerzen, 
  • Asthma, 
  • Allergien, 
  • Diabetes mellitus und 
  • Infektionserkrankungen.

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Der Teufelskreis der Angst

Bei der generalisierten Angststörung sorgen sich Betroffene übermäßig um verschiedene alltägliche Dinge. Menschen, die keine Angststörung haben, sorgen sich nicht im gleichen Maße.Man unterscheidet bei der generalisierten Angststörung zwei Arten von Ängsten, die sich gegenseitig beeinflussen und einen Teufelskreis entstehen lassen können:

  1. Typ 1 Sorgen (z.B. Angst vor Zukunft, Angst eine Verabredung nicht einhalten zu können, Angst das Kind nicht warm genug angezogen zu haben usw.)
  2. Typ 2 Sorgen/ Meta-Sorgen (“Angst vor der Angst” oder psychisches Reinsteigern, z.B. “Ich sorge mich ständig und so übermäßig viel, das macht mir richtig Angst.”)

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die unter die allgemeine Kategorie der Angststörungen fallen bzw. mit ihnen assoziiert sind. Dazu zählen

Plötzlich Panik

Hattest du schon einmal einen Angstanfall, bei dem du ganz plötzlich von starker Angst, Beklommenheit oder Unruhe überfallen wurdest? Wenn ja, dann hattest du womöglich eine Panikattacke. Panikattacken werden im ICD-10 mit folgenden Symptomen bzw. Kriterien beschrieben:

  • einzelne Episode intensiver Angst,
  • beginnt abrupt,
  • erreicht innerhalb weniger Minuten ein Maximum,
  • geht mit mindestens vier vegetativen, psychischen oder allgemeinen Symptomen einher (Schwitzen, Atemnot, Schwindel, Todesangst).

Die Ursache einer Panikattacke liegt nicht in einer körperlichen oder einer anderen psychischen Störung. Neben der generalisierten Angststörung ist auch die Panikstörung häufig komorbid neben einer Depression vorhanden.

Stress, Angst, Depression: Wie du da rauskommst

Die generalisierte Angststörung und Depression werden in der Regel in einer Psychotherapie behandelt. Leider ist es oftmals so, dass die Wege aus der Depression und Angst steinig und von langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz gesäumt sind. Um 

  • die Wartezeit zu überbrücken, 
  • deine Psychotherapie zuhause ergänzen zu können 
  • oder prophylaktisch einem Rückfall oder der Chronifizierung vorzubeugen, 

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Ein Artikel von

Hanna Eggebrecht Redakteurin · B.Sc. Psychologie | M.Sc. Psychotherapie

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Quellenangaben

  1. https://www.bgv-depression.de/stress.html 
  2. Schüler, Dietz: Medizinische Psychologie und Soziologie. 1. Auflage Thieme 2004, ISBN: 3-131-36421-1.
  3. Buser et al.: Kurzlehrbuch Medizinische Psychologie, Medizinische Soziologie. 6. Auflage Elsevier 2007, ISBN: 978-3-437-43211-8.
  4. Faller, Lang: Medizinische Psychologie und Soziologie. 2. Auflage Springer 2006, ISBN: 978-3-540-29995-0.
  5. https://next.amboss.com/de/article/Ep08rS?utm_campaign=&utm_source=chrome&utm_medium=browser_plugin&utm_term=Stressmodelle 
  6. https://register.awmf.org/assets/guidelines/nvl-005l_S3_Unipolare_Depression_2022-10.pdf 
  7. https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html;jsessionid=43DFE5A432E6807F380D5B9F7B5D9B96.internet272 
  8. Foto von Kat Smith: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-halt-ihren-kopf-551588/

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