Rund 70% der Betroffenen erleiden nach einer überstandenen depressiven Episode mindestens einen Rückfall. Meist geschieht dies bereits in den ersten sechs Monaten nach Abschluss der Therapie. Durch Rückfallprophylaxe kannst du dieses Risiko erheblich senken.
Nach einer überstandenen Depression wünschen sich wohl alle Betroffenen nur eins: Nie wieder depressiv werden und die Depression besiegen. Leider handelt es sich bei der Depression um eine Erkrankung, die mehrmals im Leben auftreten kann; man spricht dann auch von einer rezidivierenden Depression.
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Inhaltsverzeichnis
Depression: Phasen der Heilung
Depressive Episode: Was tun? Wenn eine Depression oder eine depressive Phase rechtzeitig erkannt und behandelt wird und bisher nur eine depressive Episode stattgefunden hat, sind die Chancen auf Heilung relativ hoch, die depressive Episode überwinden zu können. Doch kann man Depressionen heilen? Ohne Vorsorge liegt das Rückfallrisiko nach einer einzigen depressiven Episode bei ca. 50 Prozent, bei einer schweren Episode sogar bei 75 Prozent. Bei entsprechender Behandlung bildet sich eine Depression in der Regel innerhalb einiger Monate zurück. Bei etwa einem Viertel der Fälle kann es jedoch auch bis zu einem Jahr dauern, bis eine Depression sich zurückbildet.
Bei der Behandlung unterscheiden man drei Phasen.
- Akuttherapie
Eine beginnende Depression ist durch die ersten Symptome der akuten Krankheitsphase gekennzeichnet. Hier setzt auch die Akuttherapie an. Diese Phase dauert meist vier bis acht Wochen. In dieser Phase geht es hauptsächlich darum, über die Depression sowie die Therapie aufzuklären und über den Einsatz von Medikamenten zu sprechen. Zudem ist es für Betroffene wichtig zu wissen, dass die Wirkung von antidepressiven Medikamenten oft erst nach ein paar Tagen oder sogar Wochen eintritt. Depression trotz Antidepressiva - das ist also insbesondere in den ersten Tagen und Wochen der Behandlung keine Seltenheit.
- Erhaltungstherapie
In der Phase der Erhaltungstherapie geht es darum, den Zustand der Betroffenen zu stabilisieren und einen Rückfall oder eine Verschlechterung der Depression zu vermeiden. Wenn nach der Wiederherstellung des Ursprungszustandes erneut Symptome auftreten, spricht man von einer Wiedererkrankung. Man spricht dann von "Leben mit rezidivierender Depression". Rezidivierende Depression meint also eine wiederkehrende Depression. Eine wiederkehrende Depression trotz Medikamenten kann auch vorkommen.
- Wiedererkrankungs-Vorsorge
Wenn die emotionale Lage der Betroffenen wieder stabilisiert wurde, beginnt die Phase der Wiedererkrankungs-Vorsorge, die Rückfallprophylaxe. Wie diese genau aussieht, hängt immer von der Schwere und Dauer der Erkrankung ab. Oftmals werden in diese Phase auch nahestehende Personen einbezogen. Es kann auch vorkommen, dass eine wiederkehrende Depression trotz Medikamenten auftritt. Dann ist es wichtig, gemeinsam mit Mediziner*innen zu besprechen, wie die Situation weiter behandelt werden kann.
Rückfall: Depressionsrisiko senken
Um einer wiederkehrenden Depression vorbeugen zu können und eine depressive Phase überwinden zu können, ist es wichtig, dass Therapien nicht frühzeitig abgebrochen werden, nur weil eine Symptomlinderung eingetroffen ist. Es kann überraschend sein, wenn eine Depression plötzlich wieder da ist, obwohl sich der Zustand von Betroffenen wieder stabilisiert hatte. Gerade Psychotherapien können äußerst hilfreich sein, wenn sie auch über die Akutphase hinaus weiterlaufen. Medikamente solltest du erst nach Rücksprache mit Mediziner*innen oder Psychiater*innen absetzen.
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Depression: Rückfall selbst vorbeugen
Zum anderen gibt es Möglichkeiten, wie du selbst ganz aktiv einem erneuten Depressionsschub vorbeugen kannst. Die drei Stichwörter heißen hier Bewegung, Ernährung und Schlaf. Aktivitäten wie Joggen, Walking und Radfahren (oder jede anderen Sportart, die dir Spaß macht) sowie eine ausgewogene Ernährung halten dich körperlich und psychisch fit. Sie tragen auch maßgeblich dazu bei, dass du gut schlafen kannst. Wenn du dennoch ständig von Müdigkeit geplagt wirst oder Schlafstörungen hast, kann es hilfreich sein ein Schlaftagebuch zu führen.
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Frühwarnzeichen erkennen und gegensteuern
Rückfallprophylaxe bedeutet auch, dass du die Frühwarnzeichen einer depressiven Episode erkennst. Diese Anzeichen sind für jeden Menschen individuell. Es kann nützlich sein, wenn du dir eine Liste mit den Symptomen machst, die zu Beginn deiner ersten Depression auftraten. Denke jedoch daran, dass ein Rückfall sich durchaus mit ganz neuen Symptomen ankündigen kann.
Typische Frühwarnzeichen sind Müdigkeit und Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und Schwierigkeiten morgens aufzustehen, Desinteresse und sozialer Rückzug, körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme und Verspannungen, sowie viele weitere Symptome.
Überlege dir am besten schon während einer nicht-depressiven Phase, wie du auf mögliche Frühwarnzeichen reagieren kannst, wem du dich bei einem möglichen Rückfall anvertrauen möchtest und medizinische oder psychotherapeutische Fachperson du aufsuchen kannst. Denke jedoch auch daran, dass du trotz vorliegender Symptome nicht zwangsläufig auf eine depressive Episode zusteuerst.
Rezidivierende Depression: Ursachen
Es gibt einige Risikofaktoren, die das Risiko, erneut an einer Depression zu erkranken, erhöhen können.
- Genetische Prädisposition
- Ersterkrankung in jungem Alter
- Anhaltende psychosoziale Belastung
- Dysfunktionale Erlebens- und Verhaltensmuster
- Persönlichkeitsmerkmale wie geringer Selbstwert
- Andere psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Suchterkrankungen
- Vorangegangene depressive Episoden
- Fehlender Rückhalt durch familiäres und soziales Netz
- Ausweichendes Verhalten bei Frühwarnzeichen
Depression: Besserung - Anzeichen
Wie merke ich, dass die Depression vorbei ist oder die Symptome zumindest abklingen? Dass sich eine Depression verbessert, merkt man insbesondere daran, dass sich die Symptome verändern. Die Hauptsymptome Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und vermindertes Interesse an Beschäftigungen werden milder. Die Freude an Unternehmungen steigt, Appetit und Schlaf verbessern sich.
Jedoch ist es wichtig, nicht bei den ersten Zeichen der Besserung die Therapie abzubrechen, da sonst die Gefahr für einen Rückfall und die Wiedererkrankung steigt.
Quellenangaben
- Kempermann, U., Henke, M., Sasse, J., Bauer, M. (2008). Rückfallprophylaxe bei Depression. In: Psychiatrie und Psychotherapie (eds.), Nr. 2, S. 73-87. George Thieme
- Neurologen und Psychiater im Netz (o.J.). Therapiekonzept und Behandlungsphasen bei Depression. Online verfügbar unter https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/therapiekonzept-/-behandlungsphasen/ [22.02.2022].
- Sonnenmoser, M. (2012). Depressionen: Hohes Rückfallrisiko. In: Deutsches Ärzteblatt, Heft 6. S. 276
- Stiftung Deutsche Depressionshilfe