Zurück 13 Sep 2023 · 8 min lesezeit
von Felicitas Eva Lindner
Anthony Tran

Periode & schlechte Laune: Schmerzen, Stimmungsschwankungen, Traurigkeit und vielleicht sogar Depressionen? Mit diesen Symptomen haben viele menstruierende Menschen kurz vor und während ihrer Periode zu kämpfen. Bei einigen Personen sind vor allem die psychischen Symptome von PMS sehr stark ausgeprägt. Man spricht in diesem Zusammenhang dann von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS).

Periode & Depression: PMDS versus PMS

PMS, das prämenstruelle Symptom, ist sehr vielen Menschen ein Begriff. Viele menstruierende Personen sind monatlich von körperlichen und psychischen Symptomen betroffen, die den Beginn ihrer Periode markieren. Periode & Stimmungsschwankungen hängen also durchaus manchmal zusammen. Der Begriff PMS umfasst hauptsächlich körperliche Symptome und eher leichte psychische Beschwerden. Bei stark ausgeprägten psychischen Symptomen, die mit der Periode einhergehen, spricht man von der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). Folgende Symptome gehören zu den typischen psychischen Symptomen bei PMS:

PMS: Körperliche Symptome

  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Unterleibskrämpfe
  • Kreislaufschwäche
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Spannen und Anschwellen der Brüste
  • Appetitlosigkeit
  • Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
  • Veränderungen der Haut

PMS-Symptome & Psyche

  • Ängste
  • Stimmungsschwankungen
  • Antriebslosigkeit
  • Reizbarkeit
  • starke Emotionen

Meist verschwinden die Symptome mit oder kurz nach dem Einsetzen der Blutung wieder, das ist jedoch von Person zu Person unterschiedlich.

Menstrual depression: Was ist PMDS?

Man spricht von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) oder sogar einer prämenstruellen Depression, wenn die psychischen PMS-Symptome sehr deutlich ausgeprägt sind. Dysphorisch ist der Ausdruck für einen Gefühlszustand, der durch eine sehr gedrückte, depressive Stimmung gekennzeichnet ist. Diese Ausprägung zeigt sich nicht nur in der Intensität der Symptomatik, sondern auch in ihrer Länge. Bei der PMDS starten die Symptome oft schon früher und sind auch länger andauernd. Schon 2 Wochen vor dem Beginn, also mit dem Eisprung, können die ersten Symptome auftreten und auch bis nach der Periode andauern. Viele Menstruierende berichten auch von einem Zusammenfall von Eisprung & Depression. Vermutlich handelt es sich hierbei dann um eine PMDS, die schon mit dem Eisprung einsetzt.

PMDS-Symptome können den Alltag von Betroffenen stark einschränken und mitunter sogar unmöglich machen. PMDS bezieht sich nur auf die psychische Symptomatik, körperliche PMS Symptome können trotzdem und zusätzlich vorkommen.

Wie Betroffene mit den Symptomen umgehen, ist ganz unterschiedlich. Manche werden sehr impulsiv und aggressiv und zeigen das auch nach außen. Andere wiederum ziehen sich eher zurück, werden sehr emotional und weinerlich. Ihr Selbstbewusstsein leidet, ebenso die Konzentrationsfähigkeit. Unter beiden Ausprägungen können soziale Beziehungen, der Job, eben der gesamte Alltag leiden.

PMDS: Symptome

  • Impulsivität
  • Aggression, oft einhergehend mit einem erhöhten Stresslevel
  • depressive Stimmung, oft einhergehend mit sozialem Rückzug und verminderter Freude sowie vermindertem Interesse an Aktivitäten
  • starke Selbstzweifel
PMS Symtome versus PMDS Symptome
PMS versus PMDS

Wenn du unter einer psychischen Erkrankung leidest, können die Online-Therapieprogramme von Selfapy ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. Unser Fragebogen gibt dir eine erste Einschätzung, ob die Kurse für dich in Frage kommen.

Ursachen von PMDS

In der Wissenschaft wird davon ausgegangen, dass sowohl die Ursachen des prämenstruellen Syndroms als auch des prämenstruellen dysphorischen Syndroms in Zusammenhang mit den Hormonschwankungen des Zyklus menstruierender Menschen stehen.

PMDS ist also keine psychische Störung, sondern basiert auf dem Hormonungleichgewicht Betroffener.

Im Wechselbad der Hormone

Dabei spielen vor allem die Hormone Progesteron und Östrogen sowie der Neurotransmitter Serotonin, der auch an der Entstehung von Depressionen beteiligt ist, eine Rolle. Progesteron und Östrogen sind die wichtigsten weiblichen Geschlechtshormone. Während des Durchlaufens eines Menstruationszyklus verändert sich die Konzentration dieser beiden Hormone im Körper laufend. Die Progesteronkonzentration steigt beispielsweise nach dem Eisprung stark an und fällt kurz vor dem Einsetzen der Periode wieder ab. Wie genau diese Stoffe nun bei der Entstehung von PMDS zusammenspielen, ist noch unzureichend geklärt. Die Forschung geht aber davon aus, dass in den Gehirnen betroffener Personen die besagten Hormone anders verarbeitet werden, als bei Menschen, die nicht betroffen sind.

Der wechselseitige Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone mit weiteren Hormonen oder eben Neurotransmittern kann dafür sorgen, dass Hormone fehlgesteuert werden oder Hormonkonzentrationen stark schwanken. Diese Schwankungen wiederum können dann der Auslöser für prämenstruelle Dysphorie sein. Stimmungsschwankungen & Zyklus hängen sowohl bei PMS als auch bei PMDS zusammen.

Auch äußerliche Faktoren wie zum Beispiel das Rauchen, vermehrter Kaffeekonsum oder eine ungesunde Ernährung können das Entstehen von PMDS fördern.

Serotonin: Rolle bei PMS und Depression

Eine wichtige Rolle bei PMS und PMDS spielt auch der Neurotransmitter Serotonin. Serotonin wird auch als Glückshormon bezeichnet, da es für gute Laune und Ausgeglichenheit sorgt. In der zweiten Zyklushälfte, nach dem Eisprung, nimmt die Serotoninkonzentration im Körper stark ab. Manche Menschen reagieren auf diesen Hormonabfall sehr stark und entwickeln Symptome, die denen einer Depression stark ähneln. Die Stimmung sinkt, Betroffene fühlen sich oft hoffnungslos oder gar leer, fühlen sich kaum noch dazu im Stande irgendetwas zu empfinden.

Zudem steigt kurz vor der Menstruation der Spiegel eines weiteren Hormons an: Der Cortisol-Spiegel. Cortisol wird dann ausgeschüttet, wenn der Körper auf Stress reagiert. Ist der Cortisol-Spiegel erhöht, kann das bei manchen Personen dazu führen, dass sie empfindlicher für Stress sind, ihn stärker wahrnehmen und stärker sowie sensibler auf ihn reagieren. Symptome sind dann oft Unruhe, Reizbarkeit oder Ängstlichkeit.

Wie wird PMDS diagnostiziert?

Wie sich aus der Symptomliste ableiten lässt, überschneiden sich die Symptome der prämenstruellen Depression sehr stark mit psychischen Erkrankungen. Es ist daher oft nicht so leicht festzustellen, ob es sich bei einer betroffenen Person um PMDS oder eine klassische Depression handelt, da es keinen speziellen Test gibt, um die Erkrankung zweifelsfrei diagnostizieren zu können.

Um eine eindeutige Diagnose stellen und eine klassische Depression ausschließen zu können, kann es hilfreich sein, ein Zyklus-Tagebuch zu führen. So ist es für dein ärztliches und psychotherapeutisches Fachpersonal leichter, einen Zusammenhang zwischen deinem Zyklus und deinen Symptomen herzustellen. Die Kombination der Eigenanamnese, die erlaubt Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der Symptome zu ziehen, eines Anamnesegesprächs, eigener Beobachten, einer eventuellen Sonografie und eines Tastbefundes hat sich bisher als am wirksamsten zur Diagnostik erwiesen.

Wenn du den Verdacht hast, unter PMDS zu leiden, solltest du zunächst deine*n Gynäkolog*in aufsuchen. Eventuell wird Fachpersonal weiterer Fachrichtungen wie der Endokrinologie oder der Neurologie hinzugezogen.

Da die Diagnose leider fälschlicherweise oft nicht gestellt wird, ist es ratsam, den Zyklus und damit einhergehende Symptome auch vor dem Aufsuchen von Ärzt*innen zu tracken. Zudem kann es hilfreich sein, sich verschiedene Meinungen einzuholen.

Wer ist von PMDS betroffen?

Prinzipiell kann jede menstruierende Person, die im gebärfähigen Alter ist, unter PMDS-Symptomen leiden. Häufig tritt die Erkrankung aber erst ab Ende 20 auf. Bei den erkrankten Personen handelt es sich meist um Menschen, die stärker auf die während des Menstruationszyklus stattfindenden Hormonschwankungen reagieren als andere.

PMDS zeigt außerdem familiäre Häufungen und kann durch vermehrten Stress oder ungesunde Ernährung ausgelöst werden.

Außerdem leiden oft übergewichtige Menschen an der prämenstruellen Depression. Das liegt daran, dass subkutanes Fett, also Unterhautfettgewebe, sehr viel Östrogen herstellt. Eine übermäßige Östrogenkonzentration kann aber ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Gestagen, den beiden Eierstockhormonen, herstellen und starke Hormonunregelmäßigkeiten auslösen.

PMDS: Was tun?

PMS-Depression? Was hilft? Wurde die Diagnose PMDS gestellt, spüren Betroffene oft schon Erleichterung, da sie den Grund für ihre Symptomatik kennen. Doch leider gestaltet sich oft auch die Behandlung, nicht nur die richtige Diagnose schwierig. Das hängt damit zusammen, dass die Ursachen für die prämenstruelle dysphorische Störung noch nicht hinreichend geklärt sind.

NEU: kostenloses eBook bei Depression von Selfapy! Es enthält Übungen aus der Psychotherapie, die du dir einfach herunterladen kannst!

Oft zielt die Behandlung zunächst darauf ab, den Hormonhaushalt wieder auszubalancieren bzw. zu verbessern. Dabei können zum Beispiel Bewegung und eine Ernährungsumstellung, aber auch ein gesunder Umgang mit Stress und ausreichend Entspannung hilfreich sein. Auch das Führen eines Tagebuches kann helfen, die Stimmung zu verbessern. Deine Gefühle zu verschriftlichen oder sie bei einer vertrauten Person in Worte zu fassen und sie loszuwerden, kann oft sehr erleichternd wirken.

  • Bewegung: Vor allem Ausdauersport kann dabei helfen, deine Symptome zu lindern. Bei Sportarten, die deine Kondition beanspruchen (in geringerem Maße auch bei anderen Sportarten), werden Endorphine ausgestoßen. Diese wiederum wirken sich positiv auf deine Psyche und insbesondere auf deine Stimmung aus.
  • Entspannung: Verschiedene Entspannungstechniken wie autogenes Training oder die progressive Muskelrelaxation senken dein Stresslevel. Zusätzlich können sie dir dabei helfen, gelassener mit deinen Symptomen umzugehen.
  • Ernährung: Menschen, die von PMDS betroffen sind, wird vor allem eine erhöhte Einnahme von Vitamin B6, Kalzium und Magnesium empfohlen. Wenn du diese Stoffe durch deine Ernährung nicht ausreichend zu dir nehmen kannst, kannst du auch zeitweise Nahrungsergänzungsmittel in Betracht ziehen. Betroffenen wird außerdem oft empfohlen, auf Alkohol, Kaffee, Zucker und Weißmehl zu verzichten. Um die Verdauung und so die Entgiftung anzukurbeln sowie um dem Körper ausreichend Nährstoffe zuzuführen, wird eine vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung sowie der Verzehr von komplexen Kohlenhydraten empfohlen. Für Kaffee und Alkohol gilt, dass sie zwar kurzfristig stimmungsaufhellend sind und die depressive Symptomatik unterdrücken. Sobald die jeweilige Wirkung nachlässt, geht es den Betroffenen meist schlechter als zuvor.
  • Pflanzliche Präparate: Um deinen Hormonhaushalt zu regulieren, kann es hilfreich sein, pflanzliche Mittel einzunehmen. Vor allem Mönchspfeffer und Johanniskraut eignen sich bei Beschwerden rund um die Periode. Während Johanniskraut sich positiv auf die Stimmung auswirkt, kann Mönchspfeffer vor allem körperliche Beschwerden wie Bauchkrämpfe lindern.

Wenn du das Gefühl hast, mit den Symptomen alleine nicht mehr klarzukommen, kann es auch hilfreich sein, eine Psychotherapie in Betracht zu ziehen. Hier lernst du vor allem im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie, besser mit deinen Emotionen und Symptomen umzugehen.

Ähnlich wie bei der klassischen Depression wird auch bei sehr starken Fällen von PMDS das Verordnen von Medikamenten in Betracht gezogen. Hierbei kommen vor allem sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer zum Einsatz. Unter Umständen kann auch die Gabe von Hormonen hilfreich sein. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass PMDS keine psychische Störung ist und von psychischen Erkrankungen abgegrenzt werden muss. 

Digitale Hilfe bei psychischen Erkrankungen

Die Online-Therapieprogramme von Selfapy bieten zudem eine gute Möglichkeit der Unterstützung bei psychischen Störungen. Die Kurse sind kostenfrei auf Rezept erhältlich. Für mehr Informationen vereinbare ein kostenloses Infogespräch. Mach hier den Test und finde heraus, ob Selfapy zu dir passt.

Ein Artikel von

Felicitas Eva Lindner Redakteurin · Journalismus M.A. | Psychologie B.Sc. | Psychologie M.Sc.

Artikel teilen

Quellenangaben

  1. frauenaerztinnen-obderkassel.de (2021). PMDS: Was Frauen über die prämenstruelle Depression wissen sollten. Online verfügbar unter https://www.frauenaerztinnen-oberkassel.de/pmds-was-frauen-ueber-die-praemenstruelle-depression-wissen-sollten/ [18.10.22].
  2. Halbreich, U., Borenstein, J., Pearlstein, T., & Kahn, L. S. (2003). The prevalence, impairment, impact, and burden of premenstrual dysphoric disorder (PMS/PMDD). Psychoneuroendocrinology, 28, 1-23.
  3. Löwen, Laura-Marie (2022). Was tun bei PMDS? Online verfügbar unter https://www.emotion.de/psychologie-partnerschaft/depressionen-vor-der-periode  [18.10.22].
  4. Schmidt, Lissy (2021). PMS-Depression: Stimmungstief vor der Periode. Online verfügbar unter https://www.gesund-vital.de/pms-depressionen-seelisches-tief-vor-den-tagen [18.10.22].
  5. sbk.org (2021). PMDS - Wissenswertes zur prämenstruellen dysphorischen Störung. Online verfügbar unter https://www.sbk.org/magazin/pmds-wissenswertes-zur-praemenstruellen-dysphorischen-stoerung/ [18.10.22].
  6. Steiner, M., Pearlstein, T., Cohen, L. S., Endicott, J., Kornstein, S. G., Roberts, C., ... & Yonkers, K. (2006). Expert guidelines for the treatment of severe PMS, PMDD, and comorbidities: the role of SSRIs. Journal of women's health, 15(1), 57-69.
  7. vivantes.de (o.J.). Zentrum für Seelische Frauengesundeit. Prämenstruelle dysphorische Störung. Online verfügbar unter https://www.vivantes.de/klinikum-spandau/fachbereiche/zentren/zentrum-fuer-seelische-frauengesundheit/medizinische-angebote/praemenstruelle-dysphorische-stoerung  [18.10.22].

Ähnliche Artikel

CE icon

CE-Zulassung

Selfapy ist ein CE-zugelassenes Medizinprodukt der Klasse 1.

trust icon

Wissenschaftlich fundiert

Wir führen klinische Wirksamkeitsstudien zu all unseren Kursen durch.

lock icon

Datensicherheit & DSGVO

Daten werden DSGVO konform vertraulich behandelt und unsere Systeme sind ISO 27001 zertifiziert.

pageview counter pixel