Zurück 08 Sep 2023 · 9 min lesezeit
von Katrin Bermbach
Depression wegen Trennung

Nur traurig oder klinisch depressiv? Eine Trennung zu verarbeiten, ist häufig schwer. Manchen Menschen gelingt dies leichter als anderen. Es gibt Fälle, da führt die Trennung zu einer Depression. Diese Warnsignale deuten darauf hin.

Kurz nach einer Trennung fühlen sich die meisten Menschen niedergeschlagen. Doch wo ist die Grenze zwischen Traurigkeit und einer Depression? Oft liegt es an den Menschen selbst, wie gut sie eine Trennung wegstecken. Manchmal kommen erschwerende Umstände hinzu. Doch auch falls du nach einer Trennung in eine Depression rutschst, solltest du die Hoffnung nicht verlieren: Mit professionellen Therapien und deinem eigenen Engagement findest du den Weg raus aus der Depression.

Warum uns ein Beziehungsende aus der Bahn wirft

Vielleicht kennst du das: In einer glücklichen Beziehung stehen sich Partner*innen zur Seite, begleiten sich gegenseitig im Leben, teilen Glück und Sorgen, sind der Anker, gewissermaßen das Zuhause für den jeweils anderen. Mit der Trennung verschwindet dieser Anker. Zurück bleibt das Gefühl, haltlos zu sein und den Boden unter den Füßen verloren zu haben.

In der Psychodynamik ist ein unkontrollierbarer Verlust oft Auslöser für eine Depression. Nach Trennungen erleiden wir meist einen Verlust, der uns die Kontrolle über unser Leben entzieht.

Eine Trennung ist für viele Menschen ein einschneidendes Erlebnis, insbesondere wenn die Beziehung lange andauerte und sehr intensiv war. Du verlierst eine wichtige Bezugsperson, die Liebe und Halt gespendet hat. Und da ist es völlig natürlich, dass Gefühle wie Trauer und Wut auftreten. Vielleicht wirst du auch von Selbstzweifeln oder Schuldgefühlen geplagt, ziehst dich zurück und grübelst über den Sinn des Lebens.

Die einen kommen mit einer Trennung gut klar, den anderen reißt sie sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg. Und bei manchen Menschen wiegt die Traurigkeit so schwer, dass sich daraus eine psychische Erkrankung entwickelt, wie zum Beispiel eine Depression.

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Reaktive Depression nach Trennung

Es gibt viele Faktoren, die das Entstehen einer Depression begünstigen:

  • Genetische Veranlagung,
  • Stoffwechselstörungen im Gehirn sowie
  • Entwicklungs- und Persönlichkeitsfaktoren führen dazu, dass manche Menschen im Laufe des Lebens eine Depression entwickeln.

Hingegen tritt eine sogenannte reaktive Depression bei Menschen auf, bei denen diese Risikofaktoren nicht unbedingt bestehen. Auslöser sind traumatische Lebensereignisse wie der Tod einer angehörigen Person, Arbeitsplatzverlust, chronische Erkrankungen wie Krebs – oder eben die Trennung von dem*der Partner*in. Es kann dich also auch dann betreffen, obwohl du zuvor noch nie eine Depression erlebt hast.

Depression nach Trennung: Besondere Umstände

Es gibt besondere Lebensumstände oder Beziehungskonstellationen, die eine Depression nach der Trennung zusätzlich beeinflussen können.

Depression nach Trennung von Narzisst*innen

Nicht immer verläuft eine Beziehung glücklich und harmonisch. Manche Menschen geraten an Partner*innen, die schlecht für sie sind. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung beispielsweise fällt es mitunter schwer, empathisch auf ihre Partner*innen einzugehen. Sie nehmen die Bedürfnisse der anderen Person nicht wahr oder erkennen sie nicht als wichtig an. Sie manipulieren, ohne Rücksicht auf die Gefühle des Partners oder der Partnerin. Das führt zu toxischen Beziehungen bis hin zu emotionalem Missbrauch durch Narzisst*innen.

Die betroffenen Partner*innen werden oft systematisch abgewertet, was dem Selbstwertgefühl extrem schadet. Viele isolieren sich bereits im Laufe der Beziehung von anderen Menschen. Nach der Trennung von einer narzisstisch veranlagten Person können sich bei ihnen auch Anzeichen einer Depression zeigen. Hier ist es sinnvoll, das Erlebte aufzuarbeiten und im Rahmen von Gesprächen sowie in einer Psychotherapie neue Stärke zu gewinnen.

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Depression nach Trennung mit Kind

Wenn Kinder im Spiel sind, wiegen Trennungen besonders schwer. Denn hier sind noch mehr Menschen von diesem Umbruch betroffen. Wenn du zum Beispiel plötzlich alleinerziehend bist, musst du in dieser schweren Phase den Alltag komplett neu strukturieren – mit allen organisatorischen und oft auch finanziellen Herausforderungen. Du musst dabei nicht nur für dich selbst die Trennung emotional verarbeiten, sondern gleichzeitig deine Kinder durch diese Phase begleiten. Das kann äußerst kräftezehrend sein. Für manche Menschen ist dies zu viel und sie fallen in eine Depression.

Auf der anderen Seite besteht die Gefahr einer Depression nach der Trennung mit Kind auch für diejenigen, die nun allein leben. Sie sind nicht nur vom Partner oder der Partnerin getrennt, sondern auch – zumindest teilweise – von ihren Kindern. Auch dies bedeutet eine enorme Veränderung der Lebensumstände. Der damit verbundene Stress erhöht die Gefahr, dass sich im Anschluss an die Trennung eine Depression entwickelt.

Symptome einer Depression nach der Trennung

Du fühlst dich nach der Trennung traurig, wütend oder enttäuscht? So geht es vielen. Manchmal wechseln die Gefühle auch ab, verschwinden für ein paar Tage und kehren dann heftig zurück. Das alles gehört zum Verarbeitungsprozess einer Trennung. Doch vielleicht fragst du dich, ob deine Gefühle womöglich so stark sind, dass eine ernsthafte Depression dahintersteckt.

Es gibt eine Reihe von psychischen Symptomen, an denen du eine Depression erkennen kannst. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Traurigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • ein Gefühl innerer Leere
  • Antriebslosigkeit
  • Freudlosigkeit
  • gedrückte Stimmung
  • Konzentrationsstörungen
  • Lustlosigkeit

Depressionen nach der Trennung zeigen sich auch in körperlichen Symptomen wie:

  • Schlafmangel
  • Appetitlosigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Bauchschmerzen

Depression nach Trennung: Test

Die Symptome sind vielfältig und nicht immer eindeutig bei einer Depression nach einer Trennung. Mit einem Selbsttest kannst du eine erste Einschätzung gewinnen.

Trennung nach Depression: Wann soll ich mir Hilfe suchen?

So schnell wie möglich! Wenn die Symptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen anhalten, dich im Alltag stark einschränken und du vermutest, nach der Trennung unter einer Depression zu leiden, solltest du dich unbedingt schnell an medizinisches Fachpersonal wenden. Denn auch seelische Leiden sind ernst zu nehmende Erkrankungen, die behandelt werden müssen.

Nach einer Trennung ist das Kriterium des zweiwöchigen Zeitraums jedoch sehr schwierig, denn natürlich geht es dir – auch ohne eine Depression – nicht nach zwei Wochen wieder gut. Du solltest aber zumindest merken, dass es nach einigen Wochen langsam etwas besser geht, sonst such dir sicherheitshalber Hilfe!

Unbehandelt kann sich die Depression verschlimmern: Dir geht es dann immer schlechter, du kapselst dich von Freunden und Familie ab, verlierst dadurch vielleicht sogar Teile deines Unterstützungsnetzwerks. Oder du greifst möglicherweise zu Alkohol und Drogen, um die Depression zu bewältigen – es besteht die Gefahr, dass sich dann zusätzlich zur Depression eine Suchterkrankung entwickelt. In schweren Fällen, wenn die Depression nach der Trennung die Betroffenen so sehr aus der Bahn wirft, entwickeln sie sogar Suizid-Gedanken – ein absolutes Warnsignal!

Wege aus der Depression nach Trennung

Wenn du aufgrund einer Trennung das Gefühl hast, in der Dunkelheit zu versinken, sei beruhigt: Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Depressionen lassen sich durch verschiedene Therapien behandeln. Zum Standard bei der Behandlung einer Depression gehört eine Psychotherapie. Im Rahmen einer Gesprächs- oder Verhaltenstherapie lernst du, mit deinen negativen Gedanken umzugehen und gewinnst Schritt für Schritt wieder neuen Lebensmut. Eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie ermöglicht es zudem, Erfahrungen aus der Vergangenheit aufzuarbeiten, die vielleicht die Entstehung einer Depression begünstigt haben.

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Bei Depressionen kommen auch Medikamente aus der Gruppe der Antidepressiva zum Einsatz. Sie hellen die Stimmung auf. Wenn die Depression eher leicht ist, kannst du auch pflanzliche Arzneimittel ausprobieren, die zum Beispiel Johanniskraut enthalten.

Viele Therapien kannst du ambulant absolvieren, also zum Beispiel indem du den*die Psychotherapeut*in zu regelmäßigen Terminen in der Praxis besuchst und/oder Ärzt*innen die Einstellung deiner Medikamente begleiten und überwachen. Wenn du unter einer mittelschweren oder sogar schweren Depression leidest, kommt möglicherweise auch eine stationäre Behandlung in einer Klinik in Betracht.

Online-Kurs bei Depression

Leider ist es oft so, das Patient*innen mit einer psychischen Erkrankung wie einer Depression mehrere Wochen oder sogar Monate auf einen Therapieplatz warten müssen - eine lange Zeit, wenn man nach einer Trennung unter starken Depressions-Symptomen leidet. Eine Möglichkeit, die Wartezeit zu überbrücken, sind digitale Gesundheitsangebote wie etwa der Online-Kurs für Menschen mit Depression von Selfapy. Er basiert auf Grundlagen der Kognitiven Verhaltenstherapie und ermöglicht es dir, die Depression zu bewältigen. Hier findest du weitere Informationen.

Depression nach Trennung überwinden: Das kannst du selbst tun

Therapie und Medikamente sind wichtige Mittel, um eine Depression nach der Trennung zu überwinden. Die Therapie einer Depression gehört in professionelle Hände. Aber du kannst selbst auch etwas tun, um die Depression zu bewältigen:

  • Stütze dich auf dein Netzwerk: Rede mit Freunden und Familie über deine Gefühle. Sie können dich trösten, motivieren, aufmuntern und dir auf diese Weise helfen, die Trennung zu bewältigen.
  • Auch der Austausch mit Leidensgenossen*innen ist für viele Menschen hilfreich bei einer Depression nach Trennung: Foren im Internet bieten die Gelegenheit hierzu.
  • Versuche, deinen Alltag aufrechtzuerhalten, Hobbys weiter zu pflegen und Dinge zu tun, die dir Freude bringen. Isolation setzt nämlich einen Teufelskreis in Gang, durch den du möglicherweise noch tiefer in die Depression absinkst. Vermeide das, indem du versuchst, so gut es geht zur Normalität zurückzukehren.
  • Treibe Sport: Bewegung und Sport setzen Glückshormone frei und wirken teilweise so gut wie Antidepressiva. Sie helfen, Depressionen zu bewältigen und ihnen vorzubeugen.

Depression nach Trennung: Wie kann ich vorbeugen?

Auch wenn die Beziehung im Moment noch so glücklich ist – leider gibt es keine Garantie, dass es für immer so bleibt. Es gibt also auch keine zuverlässige Möglichkeit, Trennungen und Trennungsschmerz zu verhindern. Aber du kannst bereits während der Beziehung einiges tun, um deine psychische Gesundheit so zu stabilisieren, dass du im Falle einer Trennung wohl wahrscheinlich immer noch traurig sein wirst, aber hoffentlich nicht in eine Depression verfällst.

Soziale Kontakte pflegen

In der Trennungsphase ist es wichtig, sich mitzuteilen. Freunde, Bekannte und Familienangehörige unterstützen dich in dieser schweren Zeit. Pflege soziale Kontakte auch während der Beziehung intensiv. Tausche dich aus, hole dir Trost und erhalte durch Gespräche mit anderen immer wieder neue Perspektiven auf dein Leben und deine Beziehung. Das ist besser, als sein ganzes Glück an nur eine Person zu heften. Es ist ganz einfach: Wenn du dich auf mehrere Hände stützt, die dir im Leben Halt geben, fällst du nicht so tief, falls ein paar Hände plötzlich wegbrechen.

Arbeit und finanzielle Sicherheit

Eine glückliche Beziehung stärkt dein Selbstbewusstsein. Andersherum ist es jedoch nicht ratsam, das Selbstbewusstsein ausschließlich von der Beziehung abhängig zu machen. Sorge daher dafür, dass auch andere Lebensbereiche dir Erfüllung verschaffen, wie zum Beispiel dein Beruf. Wer im Arbeitsleben erfolgreich und zufrieden ist, stärkt seine psychische Widerstandskraft – ein wichtiger Faktor, um nach einer Trennung eine Depression zu vermeiden.

Gleichzeitig sichert dich dein Beruf finanziell ab, sodass du im Falle einer Trennung zusätzlich zu den emotionalen Folgen nicht auch noch mit Geldsorgen zu kämpfen hast. Das sorgt für mehr Stabilität in dieser Umbruchphase und kann dazu beitragen, einer Depression nach der Trennung vorzubeugen.

Ein Artikel von

Katrin Bermbach Gründerin und COO · Psychologin

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Quellenangaben

  1. Deutsche Depressionshilfe: Selbsttest https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/selbsttest-offline, Abruf am 17.02.2022
  2. Heiligenfeld Kliniken: Trennungsbewältigung und Psyche https://www.heiligenfeld.de/blog/trennungsbewltigung-und-psyche/, Abruf am 17.02.2022
  3. Müller, T.: Sport hilft so gut wie ein Antidepressivum https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Sport-hilft-so-gut-wie-Antidepressivum-280307.html, Abruf am 17.02.2022
  4. Neurologen und Psychiater im Netz: Depressionen https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen, Abruf am 17.02.2022
  5. Pagels, H.: „Verlassene“ Väter – psychische Situation und Bewältigungsverhalten https://www.familienhandbuch.de/familie-leben/schwierige-zeiten/trennung/verlassenevaeterpsychischesituation.php, Abruf am 17.02.2022

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