Niemand wacht eines Tages auf und leidet plötzlich an einem Burnout. Das Gefühl des Ausgebranntseins entwickelt sich schleichend, oftmals über Monate oder Jahre hinweg. In der Wissenschaft gibt es diverse Modelle, die unterschiedliche Stufen und Differenzierungsgrade des Burnouts beschreiben. Eines der bekanntesten ist das 12-Phasen-Modell des Psychoanalytikers Herbert Freudenberger und seiner Kollegin Gail North, auch als Freudenberger-Burnout-Zyklus bekannt:
Inhaltsverzeichnis
- Phase 1: Der Zwang, sich zu beweisen
- Phase 2: Verstärkter Einsatz
- Phase 3: Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
- Phase 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
- Phase 5: Umdeutung von Werten
- Phase 6: Verleugnung von Problemen
- Phase 7: Sozialer und emotionaler Rückzug
- Phase 8: Merkliche Verhaltensänderung
- Phase 9: Depersonalisation
- Phase 10: Innere Leere
- Phase 11: Depression
- Phase 12: Völlige Erschöpfung
Phase 1: Der Zwang, sich zu beweisen
Die betroffene Person erledigt ihre Arbeit mit Begeisterung. Dabei überschätzen sie sich und ihre Bedürfnisse werden vernachlässigt.
Phase 2: Verstärkter Einsatz
Die betroffene Person steckt noch mehr Energie in die Arbeit, um ihren eigenen hohen Ansprüchen zu genügen. Das Gefühl, unentbehrlich zu sein, wächst. Aufgaben werden nur selten delegiert.
Phase 3: Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
Dem Verlangen nach Ruhe, Schlaf, Regeneration und der Wunsch nach Sex, wird keine Beachtung geschenkt. Der Konsum von Alkohol, Nikotin und Kaffee nimmt zu.
Phase 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
Die betroffene Person blendet die Ansprüche ihres Körpers aus, um arbeitsfähig zu bleiben. Unpünktlichkeit, Vergesslichkeit und andere Fehlleistungen nehmen zu.
Phase 5: Umdeutung von Werten
Alte Grundsätze verlieren an Bedeutung. Freundschaften und berufliche Beziehungen werden als Belastung empfunden. In dieser Phase treten oftmals Probleme mit dem*der Partner*in auf. Sie vernachlässigen auch ihre Hobbies.
Phase 6: Verleugnung von Problemen
Die zunehmenden Schwierigkeiten werde verdrängt. Die betroffene Person fühlt sich nicht anerkannt und geht nur noch ungern zur Arbeit. Leistungsschwächen und körperlichen Beschwerden machen sich nun deutlich bemerkbar. Intoleranz und Zynismus steigen.
Phase 7: Sozialer und emotionaler Rückzug
Gefühle von Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit und Desillusionierung breiten sich aus. Die betroffene Person empfindet ihr soziales Umfeld als bedrohlich.
Phase 8: Merkliche Verhaltensänderung
Denken und Verhalten der betroffenen Person werden unflexibel. Kritik oder Zuwendung werden nicht akzeptiert. Vor den vermeintlichen Angriffen zieht sie sich immer mehr zurück.
Phase 9: Depersonalisation
Die betroffene Person fühlt sich von ihrer eigenen Persönlichkeit entfremdet. Bedürfnisse werden gar nicht mehr wahrgenommen.
Phase 10: Innere Leere
Mut- und Kraftlosigkeit dominieren diese Phase. Das Gefühl der inneren Leere und Nutzlosigkeit wird häufig durch Suchtverhalten oder Sex verdrängt.
Phase 11: Depression
Verzweiflung, Gleichgültigkeit und Niedergeschlagenheit stellen sich ein. Selbstmordgedanken sind in diesem Stadium nicht selten.
Phase 12: Völlige Erschöpfung
Geistige, emotionale und körperliche Erschöpfung mit hohem Suizidrisiko. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Magen-Darm-Leiden zeigen, dass das Immunsystem unter dauerhaftem Stress leidet.
Quellenangaben
- Deutsche Gesellschaft für Prävention & Gesundheitsförderung (o.J.): Was ist Burnout? Online verfügbar unter https://dg-pg.de/information/psychische-gesundheit/burnout/was-ist-burnout/
- Ponocny-Seliger, E., Winker, R. (2014): 12-Phasen-Burnout-Screening, in: ASU - Zeitschrift für medizinische Prävention, Ausgabe 12-2014, Heft 49, S. 927-935, online verfügbar unter: https://www.asu-arbeitsmedizin.com/originalia/12-phasen-burnout-screening