Zurück 10 Jun 2020 · 6 min lesezeit
von Felicitas Eva Lindner

Finde mit dem wissenschaftlich fundierten Selbsttest heraus, ob du Anzeichen für eine Angststörung zeigst. Beachte bitte: Dieser Test funktioniert nur bedingt gut, wenn du ihn für dein:e Partner:in ausfüllen solltest. Am besten ist es, wenn der:die Betroffene:r ihn selbst ausfüllt.

Kleine Sorgen oder Ängste haben wir alle hin und wieder, wer kennt das nicht? Doch was, wenn die Angst so intensiv wird, dass kein normales Leben mehr möglich ist? Angststörungen sind nicht nur eine Herausforderung für Betroffene, auch ihre Partner*innen leiden darunter. Eine gesunde Beziehung zu sich selbst und zur*m Partner*in beizubehalten, ist dann oft sehr schwierig. Doch es gibt Möglichkeiten, wie du deine*n Partner*in unterstützen und für sie*ihn da sein kannst.

Was ist eine Angststörung?

Angst ist nicht primär schlecht, ganz im Gegenteil. Angst ist für den Menschen sogar überlebensnotwendig. Sie unterstützt den Menschen dabei Leistung zu erbringen und Gefahren zu erkennen, indem sie Stress auslöst. Wird der Stress jedoch zu viel, sind seine Auswirkungen eher negativ. Dieser sogenannte Distress kann sich in Überforderung und Ängsten äußern. Wird die Angst so intensiv, dass sie der betroffenen Person unkontrollierbar erscheint und ein normales Leben nicht mehr möglich ist, spricht man von einer Angststörung.

Man unterscheidet verschiedene Arten von Angststörungen. Bei der generalisierten Angststörung (GAS) drehen sich die Sorgen um verschiedenste Lebensbereiche. Oft handelt es sich hierbei um Beziehungen, arbeitsbezogene Ängste oder finanzielle Sorgen. Eine Generalisierte Angststörung kann sehr schwierig zu erkennen sein. Zum einen, weil ein klares Angstobjekt fehlt, zum anderen aber auch, da sie durch verschiedenste psychische und körperliche Symptome gekennzeichnet ist, die aber auch Anzeichen von kurzfristiger Überlastung sein können. Dazu zählen Schlafschwierigkeiten, permanente Anspannung oder auch körperliche Verspannungserscheinungen. Kein Kennzeichen der Generalisierten Angststörung sind hingegen Panikattacken. Panik ist vielmehr eine eigenständige Störung und zudem oft ein Begleitmerkmal der sozialen Phobie oder von spezifischen Phobien. Anders als bei der generalisierten Angststörung haben Betroffene von Phobien vor allem Angst vor bestimmten Situationen oder Objekten.

Wie wirkt sich Angst auf eine Beziehung aus?

Angststörungen können sich auf unterschiedlichste Weise auf deine Beziehung auswirken. Primär verstärkt sich der Leidensdruck der erkrankten Person zunehmend. Die Ängste können auch den Glauben an die Partnerschaft und das Vertrauen in die*den Partner*in beeinträchtigen. Eine Angststörung kann für eine Beziehung aber auch bedeuten, dass die*der unbelastete Partner*in mehr und mehr Aufgaben übernehmen muss. Die belastete Person zu unterstützen ist wichtig, jedoch ebenso, dass die*der gesunde Partner*in sich selbst nicht überfordert. Man sollte die eigenen Grenzen kennen und sich selbst nicht zu viel zuzumuten.

Wie erkenne ich eine Angststörung bei meiner:m Partner:in?

Wenn dir an deiner*m Partner*in bestimmte Veränderungen auffallen, dann ist es vor allem wichtig, schnell zu handeln. Zwar sind nicht alle Angststörungen gleich gut erkennbar, aber es gibt einige Anzeichen, die darauf hindeuten können.

Eine Generalisierte Angststörung zeigt sich vor allem durch eine Veränderung der betroffenen Person. Selbst wenn jemand eigentlich eine sehr selbstbewusste und starke Persönlichkeit hat, so wird jemand im Verlauf einer Angststörung zunehmend grübelnd und ruhig, wird in jeder Situation von Sorgen und unverhältnismäßiger Angst gequält. Das zeigt sich unter Umständen durch ständige Kontrollanrufe, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist, obwohl gar kein rationaler Grund für diese Nachfragen besteht. Dieses Verhalten nennt man Rückversicherungsverhalten. Eine Generalisierte Angststörung entwickelt sich oft schleichend, daher sind die Veränderungen oft nur schwer identifizierbar. Viele Betroffene haben bis zur Diagnose einer Angsterkrankung bereits einen sehr langen Leidensweg hinter sich und klagen oft eher über körperliche Symptome, die nicht zwangsläufig nur auf eine Angststörung hinweisen müssen.

Panikstörungen oder auch Panikattacken sind für Partner*innen meist sehr viel leichter zu erkennen, da sie mit teils sehr starken körperlichen Symptomen wie Herzrasen und Atemnot verbunden sind.

Als allgemeines Kennzeichen aller Angststörungen ist der soziale Rückzug zu nennen, den du auch selbst bei deiner*m Partner*in bemerken kannst. Verbringt dein*e Freund*in zunehmend Zeit alleine, vernachlässigt Hobbies und soziale Kontakte, so ist das auf jeden Fall ein Warnzeichen. Hast du den Verdacht, dass dein*e Partner*in unter einer Angststörung leidet, so achte besonders auf die folgenden Symptome:

  • Sozialer Rückzug und Vermeidungsverhalten
  • Persönlichkeitsveränderung
  • Klagen über körperliche Belastungserscheinungen wie Schlafmangel, Verspannungen oder Schmerzen
  • Panikattacken in Verbindung mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen oder Atemnot

Wie kann ich meine:n Partner:in unterstützen?

Wenn dir bei deiner*m Partner*in einige dieser Symptome auffallen, gibt es durchaus konkrete Schritte, die du unternehmen kannst. Zunächst ist es wichtig, dich zu informieren und Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen. Das gilt für dich, noch mehr aber für deine*n Partner*in. Es kann hierfür schon sehr hilfreich sein, deine*n Partner*in auf deine Beobachtungen anzusprechen und deine Unterstützung anzubieten. Leider ist es Betroffenen von psychischen Belastungen oft nur sehr schwer möglich, Hilfe in Anspruch zu nehmen und die Angst zu erkennen. Selbstzweifel, Scham, Hilflosigkeit oder Angst vor Ablehnung stehen der Einsicht, an einer psychischen Erkrankung zu leiden, oft im Weg. Diese Selbsteinsicht ist jedoch unbedingt notwendig, damit Hilfe angenommen werden kann. Versuche, deine*n Partner*in nicht zu drängen, zeige Verständnis und gib ihr*ihm Raum. Versuche, nicht für deine*n Partner*in zu sprechen und ihr*ihm die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu helfen. Eine Ermunterung zu einer Therapie ist natürlich sinnvoll, jedoch nur solange sich dein*e Partner*in nicht bevormundet fühlt. Achte also auf ihre*seine Bedürfnisse und Reaktionen.

Das ist wichtig für euch beide, aber auch für die Beziehung. Wenn die Belastung sehr stark ausgeprägt ist macht es Sinn, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dafür muss man nicht gleich eine*n Psycholog*in aufsuchen. Am einfachsten ist es, erst einmal zur*m Hausärzt*in zu gehen. Diese*r wird dann eine Diagnose stellen und über das weitere Vorgehen aufklären. Auch Selbsthilfegruppen oder eine Online-Therapie sind gute Möglichkeiten, um Angststörungen entgegenzuwirken und vor allem, um die leider oft sehr langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz zu überbrücken. Der Online-Kurs bei Generalisierter Angststörung und Panik von Selfapy ist kostenfrei auf Rezept erhältlich.

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Jedoch gilt es auch als Partner*in einer von einer Angsterkrankung betroffenen Person, sich selbst zu schützen und die eigenen Ressourcen sowie das Wohlbefinden zu stärken. Tausche dich mit jemandem aus, sprich über deine Gefühle. Es ist auch in Ordnung, wenn du deiner*m Partner*in, vielleicht auch der Partnerschaft gegenüber manchmal negative Gefühle hast. Es ist schwer, eine Beziehung, eine erfüllte Partnerschaft zu jemandem mit einer Angsterkrankung zu führen. Zweifel können auch vorkommen. Nimm dir genug Zeit für dich und für eigene Interessen. Versuche, dir nicht alle Last auf deine Schultern zu laden und auch du kannst professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Nur wenn es dir selbst gut geht, kannst du auch andere Menschen unterstützen.

Ein Artikel von

Felicitas Eva Lindner Redakteurin · Journalismus M.A. | Psychologie B.Sc. | Psychologie M.Sc.

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Quellenangaben

  1. Becker, E. S., & Hoyer, J. (2005). Generalisierte Angststörung (Vol. 25). Hogrefe Verlag.
  2. Dr. Becker Klinikgruppe (2017). Angststörung: Ratgeber für Angehörige. Online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=0ECXfwyhaRU [04.06.2020].
  3. Hamm, A. (2006). Spezifische Phobien. Göttingen: Hogrefe.
  4. asselmann, Helge (2016). Keine Angst mehr vor der Angst – ein Leitfaden für Angehörige. Online verfügbar unter https://www.dasgehirn.info/krankheiten/angst/keine-angst-mehr-vor-der-angst-ein-leitfaden-fuer-angehoerige [05.06.2020].
  5. Hoyer, J., & Plag, J. (2013). Generalisierte Angststörung. PSYCH up2date, 7(02), 89-104.
  6. John W. Barnhill , MD, Weill Cornell Medical College and New York Presbyterian Hospital (2018). Überblick über Angststörungen. Online verfügbar unter https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/psychische-st%C3%B6rungen/anst-und-stressbezogene-erkrankungen/%C3%BCberblick-%C3%BCber-angstst%C3%B6rungen [04.06.2020].
  7. Plag, J., & Hoyer, J. (2019). Die generalisierte Angststörung–ein Update. PSYCH up2date, 13(03), 243-260.

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