Bei einer Angststörung reagieren Betroffene übermäßig stark auf bestimmte Situationen. Die Ursachen dafür sind bislang noch nicht eindeutig geklärt. Experten vermuten aber, dass ein Zusammenspiel aus erblichen, neurobiologischen und psychologischen Faktoren dahintersteckt.
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Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für die Entstehung einer Angststörung, Ursachen werden verschiedene diskutiert. Ganz generell gesehen, haben alle Ängste einen natürlichen Ursprung. In früheren Zeiten war zum Beispiel die Angst vor gefährlichen Tieren wie Raubkatzen, Spinnen oder Schlangen überlebenswichtig. Wer vorsichtig war, hat eher überlebt und diese Vorsicht an die Nachkommen weitervererbt.
Die körperlichen Reaktionen auf Angst haben dabei den Körper unterstützt und ihn in den Kampf- oder Fluchtmodus versetzt: Mit dem beschleunigten Atem steigt der Sauerstoffgehalt des Blutes und ein schnellerer Herzschlag sorgt für eine bessere Durchblutung. Wenn du an einer Angststörung leidest, treten diese Symptome in bestimmten Situationen jedoch unverhältnismäßig stark auf. Expert*innen vermuten, dass der Auslöser dafür auf ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zurückzuführen ist.
Wie Angst entsteht
Über die Sinnesorgane gelangen Informationen aus der Umwelt ins Gehirn. Der sogenannte Thalamus, ein bestimmter Bereich im Gehirn, leitet diese Informationen auf zwei Wegen weiter. Der eine Weg führt über den Mandelkern (Amygdala), der eine wichtige Rolle für die Regulation von Gefühlen und auch beim Erkennen von Gefahren spielt. Hier werden Angst- und Stressreaktionen ausgelöst, und zwar unbewusst und schnell. Der andere Weg führt über die bewusste Verarbeitung und Einschätzung der Informationen, die über die Augen und Ohren aufgenommen werden. Je nachdem, wie diese aufgrund früher gemachter Erfahrungen mit ähnlichen Situationen verarbeitet und bewertet werden, kommt es zu entsprechenden Reaktionen im Körper. Bei einer Angststörung ist das Angstsystem übersteuert oder gestört. Das kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden.
Angststörung Ursachen: Kindheit und psychische Faktoren
Psychische Faktoren sind vermutlich nicht der alleinige Auslöser für eine Angststörung. Sie können aber neben körperlichen und erblichen Faktoren eine wichtige Rolle für ihre Entstehung spielen. Als Risikofaktoren gelten zum Beispiel:
- traumatische Erfahrungen in der Kindheit oder im späteren Leben (etwa körperliche oder seelische Gewalt, sexueller Missbrauch)
- Verluste (zum Beispiel der Tod einer nahestehenden Person)
- schwere, lang anhaltende Belastungen (beispielsweise starker familiärer Stress oder andauernde extreme Arbeitsbelastung)
- Lebenskrisen (wie die Trennung vom Partner, Jobverlust und Ähnliches)
- unsichere Bindungen in der Kindheit (etwa zu den Eltern oder anderen nahestehenden Personen, deren Verhalten von der Bezugsperson manchmal als unvorhersehbar erlebt wurde).
Angststörung: Ursachen in der Neurobiologie suchen
Die sogenannte Neurobiologie beschäftigt sich nicht nur mit dem Aufbau des Nervensystems, sondern auch mit dessen Funktionsweise. Experten vermuten, dass bei einer Angststörung der Anteil an Botenstoffen (sogenannten Neurotransmittern) aus dem Gleichgewicht geraten ist. Zu diesen Botenstoffen zählen vor allem Serotonin, Noradrenalin oder Gamma-Aminobuttersäure (GABA). Medikamente, die den Serotonin-Abbau im Gehirn hemmen und dadurch die Serotonin-Konzentration erhöhen (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer/SSRI), werden etwa schon lange zur Behandlung von Angststörungen eingesetzt. Nach und nach finden Forscher auch heraus, warum diese Wirkstoffe funktionieren. So kann beispielsweise das Gehirn von einigen Menschen, die an Angststörungen leiden, Serotonin schlechter binden. Für Noradrenalin gilt Ähnliches. GABA wiederum ist ein Botenstoff, der Angst hemmen kann. Auch hier können verminderte GABA-Spiegel im Gehirn eine Rolle für die Entwicklung von Angststörungen spielen.
Doch nicht nur die chemischen Vorgänge im Gehirn sind beteiligt. Wissenschaftler konnten zum Beispiel Folgendes feststellen: Manche Menschen mit Angsterkrankungen weisen Veränderungen in bestimmten Gehirnarealen auf. Diese Bereiche haben die Aufgabe, menschliche Emotionen zu steuern.
Ursachen Angststörung: Welche Rolle die Gene spielen
Vererbung ist – das lassen zumindest die Forschungen auf diesem Gebiet vermuten – ein wesentlicher Faktor für die Entstehung von Angststörungen. Angsterkrankungen treten oft familiär gehäuft auf, die Erblichkeit liegt bei etwa 30 bis 70 Prozent. Aus Zwillingsstudien weiß man, dass eineiige Zwillinge häufiger gleichzeitig an Angststörungen leiden als zweieiige Zwillinge. Ein einzelnes Gen, das dafür verantwortlich ist, konnten Wissenschaftler*innen bislang allerdings nicht finden. Wahrscheinlicher ist, dass mehrere verschiedene Gene als Ursache infrage kommen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Gene, die den Aufbau von Eiweißen im Gehirn steuern, an die sich wiederum Botenstoffe wie etwa Serotonin binden können. Sogenannte Gen-Umwelt-Interaktionsstudien belegen zudem, dass Umwelteinflüsse bestimmte genetische Faktoren verändern und somit ebenfalls die Entstehung von Angsterkrankungen begünstigen können.
Hier erfährst du mehr über die Behandlung und die Symptome von Angststörungen.
Quellenangaben
- Aalderink, T. et al (2020). Angststörung. schoen-klinik.de. https://www.schoen-klinik.de/angststoerung
- Domschke, K. (2017). Angsterkrankungen: Genetische Grundlagen. Neuroforum 3/13 (S. 118-125)https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/nf-2013-0306/html
- Neurologen und Psychiater im Netz (o. D.). Angsterkrankungen-Ursachen.https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/angsterkrankungen/ursachen/
- Plag, J. et al (2012) Neurobiologie der Angststörungen. Psychotherapie 17. Jahrg. 2012, Bd. 17, Heft 1 (S. 49 - S. 60) https://sbt-in-berlin.de/cip-medien/05.-Plag_Angstoerungen.pdf
- Werum, C. (o. D.). Angststörungen. www.psychiatrie.de.https://www.psychiatrie.de/psychische-erkrankungen/angststoerungen.html